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Digitale Sicherheit im Job

Seit fast zwei Monaten lädt unsere Sonderausstellung STAY SAFE die BesucherInnen des AUDIOVERSUM dazu ein, das Thema Sicherheit aus unterschiedlichen Aspekten zu betrachten und auch dem eigenen Sicherheitsempfinden nachzuspüren. 

An der Station „Gespräche über Sicherheit“ bekommen Interessierte von insgesamt 14 ExpertInnen aus unterschiedlichen Themengebieten einen Einblick in die Welt der Sicherheit. Einer davon ist unser Kollege Martin Hairer, Chief Digital Officer der Abteilung Digital Development bei MED-EL. Für unsere Reihe Expertentalks haben wir ihn im Zuge seines Videointerviews auch noch zu seinem persönlichen Werdegang und seiner täglichen Arbeit im Unternehmen befragt. 

Lieber Martin, danke für deine Zeit. Du bist Chief Digital Officer der Abteilung Digital Development. Schon deine Berufsbezeichnung müssen wir – denke ich – vorab für die Leser einordnen. Wie sieht dein Arbeitsbereich aus, was machst du?

Das ist die Standardfrage. Meine Aufgabe erstreckt sich über alle Aspekte der Digitalisierung und der Informationstechnologie, abseits unserer Produkte (Anm. implantierbare Hörlösungen). Das beginnt bei der klassischen IT-Abteilung mit der Hauptaufgabe, die Technologie für das Unternehmen zur Verfügung zu stellen und die Möglichkeiten zu schaffen, dass die MitarbeiterInnen bestmöglich ihre Arbeit verrichten können. Die Abteilung Digital Development macht sich dann mit allen Fachabteilungen Gedanken, wie Arbeitsprozesse ablaufen sollen und inwieweit die Digitalisierung das unterstützen kann. Es geht also darum, dass nicht nur moderne Technologie vorhanden ist, sondern dass sie auch optimal eingesetzt werden kann. Ein weiterer Bereich ist der kundenzentrierte Digitalisierungsbereich, also die Arbeit an der Schnittstelle zwischen dem Kunden unserer Hörlösungen und unseren MitarbeiterInnen. Das ist natürlich ein sehr großer Spagat, den wir hier vollbringen. Der Common Sense dahinter, was also alle Bereiche eint, ist das Ziel, Sicherheit im Digitalen zu schaffen.

Wusstest du immer schon, dass du was Technisches machen möchtest? Wann begann deine Begeisterung dafür?

Ja. Es begann bei mir sehr früh, ich bin in einer sehr technikaffinen Familie aufgewachsen. Auf der Suche nach einem Beruf, der eine Verbindung von Kreativität und Technik darstellt, habe ich meine Berufung in der Druckindustrie gefunden. Dort habe ich eine Ausbildung als Druckvorstufentechniker absolviert und während meiner Ausbildungszeit am eigenen Leib erfahren wie stark die Informationstechnologie unterschiedliche Bereiche revolutionieren kann, wie komplexe Prozessketten komplett verändert werden. Das gesamte Berufsbild hat sich innerhalb kürzester Zeit gewandelt. Da wusste ich, in diesem Bereich möchte ich weitermachen und habe dann im grafischen Gewerbe die IT Systeme gewartet. Die Informationstechnologie war dazumals bereits der Hebel, um auch die Druckereien zukunftsfit zu halten.

Diese Fertigkeiten und Fähigkeiten sind ja derzeit so gefragt wie nie, auch Kinder und Jugendliche möchte man für diese Berufe begeistern. Was ist deiner Meinung nach wichtig, was sollte jemand gerne mögen, wenn er in der Digitalen Entwicklung oder Technik arbeiten möchte?

Das ist gar nicht so speziell oder so viel, was man mitbringen sollte. Früher hieß es immer, du musst gut in Mathe sein oder sehr gern mit Maschinen arbeiten. Das sind meines Erachtens mittlerweile keine nennenswerten Aspekte mehr. Natürlich sollte man eine Affinität zu Technologie haben, also wenn möglich keine Ängste davor haben. Davon abgesehen gibt es zwei Attribute, die wesentlich sind. Zum einen, die Bereitschaft, immer Weiterlernen zu wollen. Egal was ich heute weiß kann morgen schon wieder nicht mehr gelten. Also man muss einen Weg finden, interessiert zu bleiben. Auf der anderen Seite ist es die permanente Veränderung. Es gibt wahnsinnig viele Leute die extrem gut sind in ihren Jobs und dennoch Schwierigkeiten haben, Neues zuzulassen. Veränderung ist etwas, das per se den Menschen Angst macht. Ich denke, das ist auch gut so. In unserem Fall ist es aber eine Notwendigkeit, das heißt wir müssen einen Weg finden, wie man auch daraus Energie schöpfen kann. Ist also jemand bereit, ständig dazuzulernen, bleibt dabei interessiert und hat keine Scheu vor Veränderungen, dann hat er die besten Voraussetzungen, in jedem Bereich der Digitalisierung tätig zu sein.

Spielt es im digitalen Bereich eine Rolle, was das Unternehmen herstellt, wie beispielsweise die Medizintechnik bei MED-EL, oder sind die digitalen Systeme ein ganz eigener Arbeitsbereich, also abgekoppelt vom Marketing oder der Forschungsabteilung?

Nein es ist nicht abgekoppelt, also die Technologie, wie sie bei MED-EL zum Einsatz kommt wird horizontal eingesetzt. Wir sind nicht mit Marketing gleichzusetzen, wir arbeiten mit allen Bereichen zusammen. Digitalisierung spielt überall eine Rolle, wir nehmen in jeden Bereich von MED-EL Einfluss.
Mir war immer wichtig in einem sinnstiftenden Beruf zu arbeiten. IT wird von jedem Unternehmen benötigt, das heißt es würde keinen Unterschied machen ob ich für einen Schokoladenfabrikant oder Klopapierhersteller arbeite. Für den Großteil unserer MitarbeiterInnen und für mich selbst macht es sehr wohl einen Unterschied, ob es einen Sinn ergibt am Ende des Tages oder nicht. Konkret bei MED-EL heißt das, wie schaffen wir es weltweit mehr Menschen auf der Welt das Geschenk des Hörens wiederzugeben.

Mit VR-Brillen ist mittlerweile sehr vieles unserer Lebenswelt auch digital erlebbar, selbst Implantate sind bei MED-EL (schon seit 1995) digital. Wo glaubst du wird es in unserer Welt immer analog bleiben?

Der Regen wird auch in Zukunft analog bleiben (lacht). Ich denke es sind die Begegnungen der Menschen, deren Bedeutung bleibt. Das sollte man zwar digital unterstützen, aber nicht ersetzen.

Wie holst du dir digitale Pausen?

Das ist wahnsinnig wichtig. Dadurch dass die Digitalisierung mittlerweile jeden Lebensbereich betrifft, ist es umso wichtiger abzuschalten. Für mich gibt es einen einfachen Weg, nämlich meine Familie. Vorlesen aus echten realen Büchern, gemeinsame Unternehmungen, die Zeit wirklich präsent gemeinsam verbringen.

Nun zum Thema Sicherheit in deinem Arbeitsbereich, was ist für dich ein sicherer digitaler Arbeitsplatz?

Als allererstes, die 100prozentige Sicherheit gibt es nicht. Es ist immer eine Risikoabschätzung, was kann ich tun, um etwas sicher genug zu machen. Indem der Mitarbeiter sich als Mensch und somit auch als gefährdende Angriffsfläche erkennen kann. Das ist beispielsweise das Erkennen von Phishing-Mails oder das man nicht seine Kreditkartendaten herausrückt, das kann technologisch schwer unterbinden. Das muss mit Awareness und Trainings ins Bewusstsein der Mitarbeiter gerückt werden. Der Rest kann durch Technolgie gesichert werden. Wichtigster Aspekt ist hier das Verschlüsseln von Informationen, und der damit einhergehende gesicherte Zugriff zu Daten. Das ist eine sehr große Aufgabe. Damit einhergehend bedeutet das auch mittlerweile, dass es geografisch unabhängig ist, wo und auf welchen Geräten ich Daten generiere, es muss alles verschlüsselt sein.

Sicherheit im World Wide Web: Was empfiehlst du jedem, welche einfachen Hacks, um den PC, das Tablet oder Smartphone sicher für Angriffe von außen zu machen?

Als allererstes, die Software sollte immer up to date sein, da gibt es keine Ausrede, warum das nicht aktualisiert wird.  Dadurch dass sich die Technologien so schnell ändern, muss das regelmäßig gemacht werden. Wenn alles up to date ist, dann gehört auch das Verwenden moderner Browser dazu und die Bereitschaft, auf deren Fehlermeldungen zu achten. Pauschal gesagt sollte ich mir bei allem was ich in der digitalen Welt mache überlegen, ob ich das auch in der realen Welt machen würde.

Sollte man sich Passwörter sicherheitshalber auch analog hinterlegen?

Niemals. Passwörter haben den Sinn der Identifizierung, also des Zeichnens oder des Verifizierens, wer ich bin. Jeder Anbieter hat Möglichkeiten, ein neues Passwort zu generieren, sollte ich es vergessen haben.  Also niemals aufschreiben.

Das Interview führte Michaela Pletzer.

Wer sich noch mehr Expertenwissen zum Thema Sicherheit im Bereich Risikomanagement, (un)sichere Geldanlagen, Frauenrechte oder der Rechtssprechung aneignen möchte, kommt am besten in die neue Sonderausstellung STAY SAFE, immer von Di – So von 10 – 18 Uhr

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